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"Ich denke, also bin ich." Diese Erkenntnis nannte der französische Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler René Descartes 1644 als "von allen die erste und zuverlässigste". Wir alle denken und haben Gedanken. Und das zumeist in jedem Moment. Unser Gehirn nimmt über unsere Sinne Bilder, Geräusche, Klänge, Sprache, Gerüche, Geschmäcke, Tastreize und Körpereindrücke auf (1.3.1 und 1.4). Dieses Aufnehmen von Umwelt- und Körperinformationen ist jedoch nicht das, was wir unter Denken verstehen. Denken ist mehr. 1 Nach dem Aufwachen stehen wir vor dem Badspiegel. Verschlafen sehen wir den Spiegel und uns darin. Unser Kopf ist voller Stimmen. Gedanklich sind wir schon in der Arbeit, erinnern uns an das gestrige Gespräch mit unserem Chef und sehen heutige Diskussionen vor uns. 2 Wir sitzen im Gespräch mit einem nahen Mitmenschen. Wir hören zu und sehen seinen oder ihren Anblick. Geistig formulieren wir im Vorraus Anmerkungen oder schweifen mitunter ab sind in Gedanken mit einem Thema beschäftigt, das nichts mit dem Gespräch zu tun hat. 3 Wir fahren allein im eigenen Auto eine uns wohl bekannte Strecke. Nach einer Weile wird uns bewusst, dass wir auf den zurückliegenden Kilometern ganz in Gedanken waren und bewusst weder die Straße gesehen, noch Geräusche gehört, noch das Lenkrad, den Schalthebel oder das Gaspedal getastet haben. 4 Wir haben das zum Verkauf stehende Auto untersucht, probegefahren und nun legt uns die Verkäuferin den Vertrag und einen Stift vor. Wir sehen das Blatt Papier, den Stift und die Verkäuferin vor uns. Eine Stimme in unserem Kopf sagt: "Nicht unterschreiben!" 5 Wir haben eine Melodie im Kopf. Wir werden Sie nicht los. Wir hören die Stimme des Sängers oder ein einzelnes Instrument. 6 Ein Kind erzählt: "Auf dem Spielplatz - auf dem an der Kirche - war ein Hund und ein anderer hat den gejagt und da ist der erste Hund die Rutsche h o c h gelaufen und oben hat der sich umgedreht und hat den anderen Hund angebellt." In unserem Innern sehen wir mitunter Bilder, die nicht von unseren Augen aufgenommen werden. Wir hören Stimmen, Geräusche und Klänge, die nicht durch unsere Ohren gedrungen sind. Auch, wenn wir wach sind.
Wir sagen: "im Geiste etwas oder jemanden vor uns sehen" und drücken damit aus, dass wir neben der äußeren Welt noch eine Art zweite Leinwand in unserem Innern tragen. Oftmals überlagern sich die äußeren Bilder mit den geistigen. Wir sagen: "meine innere Stimme sagt mir ..." oder "der Stimme des Gewissens, des Herzens, der Vernunft folgen" und drücken damit aus, dass wir neben äußeren Stimmen auch innere hören.
Wir denken und haben einen Verstand. Zu unserem Verstand sagen wir auch "unser Geist". Wenn wir "geistesgegenwärtig" sind, sind wir wach, haben einen klaren Kopf und treffen schnell hilfreiche Entscheidungen. Unser Denken findet in unserem Gehirn statt. Unser Gehirn beherbergt unseren Verstand. Weiterhin nimmt unser Gehirn alle Sinnes- und Körpereindrücke wahr (1.3.1 bis 1.4) und steuert unsere Körperfunktionen. Unser Verstand ist kreativ. Mit "Verstand" meinen wir weniger das Verarbeiten von Sinnes- und Körpereindrücken und das Steuern unserer Körperfunktionen als mehr unser eigenständiges Denken. Oftmals haben wir Gedanken, die mit unserem aktuellen sinnlichen und körperlichen Erleben wenig bis nichts zu tun haben, siehe obige Beispiele. Tipp Unterscheiden Sie Sinneseindrücke und Gedanken. Test Setzen Sie sich an einen ungestörten Ort. Sagen Sie z. B. Ihrer Familie "Ich will nicht gestört werden. Ich meditiere jetzt" und schließen Sie Ihre Tür ab. Verdunkeln Sie den Raum und schließen Sie das Fenster, wenn es dadurch ruhiger wird. Setzten Sie sich bequem aufrecht hin und schließen Sie die Augen. Test 2 Nehmen Sie Zettel und Stift mit an Ihren ungestörten Ort. Verfahren Sie wie im obigen Test.
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