inspiration 06 |
||||
Für die Erziehung unseres Kindes reicht es nicht aus, nur dessen Betreuung zu organisieren. Es braucht mehr als Aufpasser und Nahrung. Es sei denn, es geht uns allein ums Überleben. Dann können wir als Eltern beide arbeiten gehen und uns auch nach Feierabend und am Wochenende geistig unseren Projekten widmen. Zumindest haben wir dann genug Geld. Um den Ganztagskindergarten, das Kindermädchen und die Privatschule zu bezahlen, die die Kinder noch bis zum Feierabend beaufsichtigt. Die Idee kam in den sechziger Jahren auf: Wie wäre es, wenn wir unsere Kinder so frei wie möglich aufwachsen ließen!? Ohne all diese Strenge, Moral, Autorität, die seit Jahrhunderten in den Elternhäusern herrscht. Sind nicht Kinder allesamt kleine Engel, die sich prächtig entfalten, wenn nur die Stimmung im Haus gut ist, die Wände bunt und es gutes Essen und genügend geistige Nahrung gibt!? Wenn sich die Eltern vor allem um ihre eigene Selbstentfaltung kümmern um somit eben besagte Stimmung im Hause zu gewährleisten!? Sogar bei Pflanzen reicht es nicht aus, sie zu gießen und vor Ungeziefer zu schützen. Sie benötigen Licht. Kinder brauchen Aufmerksamkeit, Zuwendung und Führung. "Ein altbekannter Spruch", wird manch einer oder eine sagen. "Dann ist doch alles in bester Ordnung! Mein Kind besucht eine gute Schule, wird dort von qualifizierten, modern-pädagogisch geschulten Lehrern unterrichtet, nachmittags erweitern auf kindische Interessen zugeschnittene Projektgruppen seinen Erfahrungshorizont und am Wochenende kommt das von uns wohl ausgesuchte Kindermädchen. In den Ferien gehen die Kinder gerne zu ihren Großeltern. Und die freuen sich auch, die Kinder bei sich zu haben." Mit zunehmendem Alter stehen Kinder unterschiedlich gut im Leben. Manches Kind ist wach, aufgeschlossen, hat hilfreiche und lebendige soziale Kontakte und gute Noten in der Schule. Auch später wird es Probleme lösen, Krisen bestehen, Freunde haben, einen Lebenspartner finden, mit dem es wachsen kann, und eine Aufgabe, die sie oder ihn erfüllt. Manch anderes Kind hat sich im Laufe der Zeit Methoden zugelegt, die anderen und damit auch ihm oder ihr selbst zur Last fallen: Es nimmt sich aggressiv, was es haben möchte oder spricht und verhält sich bestimmerisch oder ist so anhänglich, dass der Kontakt mit ihr oder ihm auf Dauer anstrengend ist. Andere Kinder meiden es und wenn es Freunde hat, dann welche mit ähnlichen Verhaltensmustern. In der Schule findet es auch fachlich nur schwer Anschluss. Bei Problemen zieht es sich zurück und verschließt sich. Wer diese Unterschiede im sozialen und lernenden Verhalten der Kinder erkennt und sodann die Eltern der Kinder betrachten, wird feststellen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Menge an Zuwendung, Interesse und Führung, die ein Kind von seinen Eltern erhält und dessen seelischem und geistigem Wachstum.
Wenn wir von der Arbeit nach Hause kommen und uns unsere Kinder freudig entgegenlaufen, dann ist es für sie ein Unterschied wie Tag und Nacht, ob wir uns mit ihnen hinsetzen und fragen, wie der Tag war oder ob wir unsere Zeitung nehmen und dem Lebenspartner ausbreiten, welchem Stress wir heute wieder ausgesetzt waren. Aufmerksamkeit und Zuwendung ist Energie und kein Lebewesen kann ohne diese erblühen. Führung ist Schutz der Lebensenergie, denn es gibt zuviele Irrwege, um sie alle selber auszuprobieren. www.jahnna.de |
||||