Wir erleben in jedem Moment etwas. Auch wenn wir schlafen. Wer sagt: "Ich erlebe gerade nichts.", möchte möglicherweise auf das eigene Leiden aufmerksam machen oder hat eine eigene Definition vom Erleben.

Auch wer entzückt ausruft: "Ich erlebe das absolute Nichts!", erlebt etwas.

Unser Erleben ist vielschichtig.

Beispiel  Drei warten in einer Bahnhofshalle. An einem Vormittag im Februar. Es riecht nach fritiertem Fett. Gerade ist es ruhig. Und wärmer als auf dem Bahnsteig.

?  Erleben alle drei dasselbe?

Beispiel Fortsetzung  Einer hat einen Rucksack auf und merkt das Gewicht auf den Schultern. Eine denkt an vergangene Zeiten und an etwas, was sie dort verloren hat. Einem oder einer ist kalt. Einer oder eine betrachtet eine entfernt hängende Landkarte und denkt an einen, vor kurzem gelesenen Roman, der in Afrika spielt. Eine zieht die Nackenmuskulatur zusammen. Einer oder eine betrachtet verächtlich den Käufer eines Döner Kebabs. Eine verspürt inneren Frieden. Einer freut sich auf die Reise.

Unzählige Autoren haben unzählige Bücher geschrieben, die alle menschliches Erleben zum Inhalt haben. Dennoch finden wir kein Buch, wo unser heutiger Tag gedruckt steht.

Wir haben schon viele Tage erlebt. Und dennoch war kein Tag genauso wie ein vergangener.

Jeder Tag ist eine Aneinanderreihung unzähliger Momente. Nur sehr selten steht die Zeit so still, dass ein Moment exakt wie der nächste ist.

Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der in diesem Moment vollständig genau dasselbe erlebt, wie wir. Und auch unser eigenes Erleben ist jeden Tag und Moment ein wenig neu und anders. Auch wenn wir, wie an fast jedem Sommerabend, zur selben Zeit dasselbe Beet gießen.

Es gibt Für und Wider diese Aussage. Ich will zu dieser Aussage keine Stellung beziehen. Nein, ich denke und fühle anders. Ja, so ist es. Diese Aussage hat für mich keine Bedeutung. Mit "diese Aussage" ist die fett gedruckte gemeint. Halten Sie sich vor allem diese vor Augen, wenn Sie Ihre Meinung abgeben. Anmerkung

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