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  Teil 1  

  25.05.2002   letztes update 15.01.2003

 

Über unsere Sinnesorgane und Nervenbahnen gelangen in jedem Moment Eindrücke zu unserem Gehirn, siehe 1.3.1. Unser Gehirn verarbeitet diese und sendet seinerseits Impuls über die Nervenbahnen zur Steuerung der Muskulatur, Organe und sonstiger Körperfunktionen.

Das, was wir unter Denken und Verstand verstehen, ist jedoch mehr als die Aufnahme und Verarbeitung unserer Seh-, Hör-, Riech-, Geschmacks- und Tasteindrücke sowie die Steuerung der Körperfunktionen.

Test  Setzen Sie sich mit einem leeren Blatt Papier und einem Stift an einen ruhigen ungestörten Ort.
Lassen Sie Ihre Sinneseindrücke, Gefühle und Ihr Wollen unbehindert an sich vorbeiziehen. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nach und nach ganz auf Ihre Gedanken. Notieren Sie alle Gedanken auf dem Blatt Papier.


Anmerkung  Möglicherweise ist jemand, der diesen Test zum ersten Mal macht, anschließend etwas befremdet von dem, was da auf dem Zettel steht oder von dem Vorgang als solchen. Dennoch gibt es keine Ausrede: Auf dem Zettel stehen Ihre Gedanken.


Unser Verstand denkt. Das Gedachte sind unsere Gedanken.

Zum Nachdenken   In welcher Form erleben Sie Ihre Gedanken?



1.4.1 Ich erlebe Gedanken in Form von Sprache, Bildern und Klängen.

In Momenten ohne äußere Sinneseindrücke, also ohne, dass wir etwas durch unsere Augen sehen, durch unsere Ohren hören, durch unsere Nase riechen, durch unsere Zunge schmecken und durch unsere Tastzellen empfinden, sehen wir mitunter dennoch Bilder im Verstand oder hören Klänge oder Sprache.

Manchmal sehen wir ganze Filme im Innern. Wir nennen dieses Visionen oder Tagträume. Wir erleben Personen in diesen Filmen, die sprechen oder Laute von sich geben. Wir können Geräusche im Verstand hören und auch Musik.

Beispiel 1  Jemand fährt an einem Haus vorbei und sieht mit ihren oder seinen Augen die Vorderseite. Er oder sie kennt das Haus und seine Bewohner, sie oder er saß schon oft auf der Terrasse auf der Rückseite des Hauses. Gedanklich sieht sie oder er nun im Vorbeifahren auch die Rückseite des Hauses. Der Verstand vervollständigt das Haus zu einem dreidimensionalen Objekt. Dann sieht er oder sie sich im Liegestuhl sitzen, mit den Hausbewohnern Kaffee und Kuchen essend.

Viele von uns erleben ihr Denken als nahezu permanente Stimme in ihrem Kopf. Diese Stimme hat zumeist den selben Klang, der dadurch von uns nicht besonders identifizierbar ist und keine nennenswerte Färbung. Manchmal erleben wir auch andere Stimmen im Kopf als unsere übliche innere Stimme. Diese andern Stimmen unterscheiden sich in ihrer Lautstärke und haben auch eine erkennbar andere Charakteristik.

Beispiel 2  Jemand schreibt einen Brief. Gedanklich spricht die Stimme seines Verstandes die Sätze, die sie oder er zu schreiben beabsichtigt. Machmal kommt es dabei zu Diskussionen im Kopf: Wie ein Anliegen formuliert werden soll oder über das Für und Wider des Mitteilens eines Themas.

Anmerkung 2  In tiefer Meditation können die erlebten Eindrücke mannigfaltiger und sinnesreicher sein als reines Sehen und Hören. Manch einer oder eine sieht und hört bei der Meditation fremde Umgebungen, Menschen und Lebewesen und hat auch Geruchs-, Geschmacks- und Tasteindrücke. Ebenso erlebt sie oder er Gefühle und Willensausschläge.
Meditatives Erleben ist ein vollständiges Erleben aller
Bereiche des Erlebens und damit mehr als Denken.


Unsere innere Stimme hören wir nicht in jedem Moment. Wir sehen auch nicht in jedem Moment gedankliche Bilder oder hören gedankliche Klänge. Dennoch denken wir zumeist in jedem Moment.

Unser Denken geschieht teils bewusst, teils unbewusst.
Die Sprache, Bilder und Klänge, in die sich Gedanken kleiden, sind nicht die Gedanken selber, es sind ihre Ausdrucksformen.


1.4.2 Gedanken sind Informationen.

Wenn wir denken, nehmen wir u. a. Sinneseindrücke über unsere Nerven auf und entnehmen diesen die Informationen, die in ihnen enthalten sind. Reine Informationen sind formlos.

Beispiele   für Informationen

  • Es ist kalt draußen.
  • Jana fährt mit dem Bus der Linie 119 um 13:57 ab in Richtung Hauptbahnhof.
  • Ich bin Busfahrer.

Durch Formgebung können wir reine Informationen unseren Mitmenschen übermitteln oder Informationen können uns übermittelt werden. Wir können z. B. Beispielinformation 1 aussprechen, aufschreiben, aufmalen, gestikulieren oder Kälte erzeugen und damit einem Mitmenschen ein Tastempfinden bescheren.


Denken ist jedoch noch mehr als das momentane Erleben von einzelnen Gedanken.
Unser Verstand unterscheidet einzelne Gedanken sowie Details in komplexen Gedanken, Bildern oder Klängen und verbindet diese.

Test  Erinnern Sie sich zurück, was Sie soeben beim Lesen der obigen drei Beispielinformationen gedacht haben.

Zumeist verbinden wir Einzelinformationen miteinander zu einem Gesamtbild oder einer Gesamtaussagenkette. Ein Gedanke führt zumeist zum nächsten. Auf diese Art und Weise finden wir u. a. Antworten zu Fragen und können komplexe Vorgänge durchführen. Vor dem Zusammenfügen ist zumeist ein Zerlegen nötig. So können wir z. B. Details in einem Bild und Teilschritte in einem Vorgang unterscheiden.


1.4.3 Mein Denken ist ein Prozess.

Anmerkung   Unser Verstand ist vergleichbar mit dem Internet. Auch hier werden Informationen verarbeitet und gespeichert und über Sehen und Hören vermittelt. Alle Informationen im Internet sind auf verschiedene Art und Weise miteinander verknüpft. Auch im Internet kann man Anfragen stellen und erhält Antworten. (Dass wir diese nicht immer als hilfreich empfinden, kommt sowohl im Internet als auch in unserem Verstand vor ;-)


Unser Denken hat zwei Seiten: Zum einen können wir uns in Stille und Passivität begeben und Gedanken empfangen. Zum anderen denken wir selber, um z. B. eine Lösung zu finden. Selbst zu denken ist ein aktiver Prozess: Wir erzeugen unsere Gedanken in Form von Bildern, Aussagen oder Klängen.


1.4.4 Mein Denken ist teils erschaffend, teils empfangend.



Ja! So ist es.
Nein! Ich denke und fühle anders.
Ich will mich nicht entscheiden. Es gibt Für und Wider diese Aussage.
Diese Aussage hat für mich keine Bedeutung.
Ich will zu dieser Aussagen keine Stellung beziehen.

Anmerkungen:


      
 

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