| |
Oftmals in der Woche oder manchmal sogar am Tag "landen" wir in einer ähnlichen Stimmung, in einer für uns charakteristischen gedanklichen Vorstellung verbunden mit einem zugehörigen Gefühlsgemisch.
Eine solche für uns typische Stimmung hält zumeist eine Weile an. Wir erleben eine Weile lang das charakteristische Gefühlsgemisch und halten eine Weile, bewusst oder unbewusst, an dem Glaubenssatz fest.
Tipp 1 (Fortsetzung des ##Tipps auf Seite 4.11##) Finden Sie Ihre Glaubenssätze, indem Sie auf Ihre gedanklichen Vorstellungen achten, wenn Sie in einer Ihnen bekannten Stimmung "stecken".
Wie kommt es, dass wir oftmals in der Woche oder manchmal sogar am Tag und damit wiederholt in einer für uns charakteristischen Stimmung und gedanklichen Vorstellung "landen"?
Wir gelangen gedanklich oft zu unseren Glaubenssätzen, da es in uns angelegte Gedankengänge gibt, die zu ihnen führen.
Beispiele 1
- Jemand bekommt von einem Mitmenschen A gesagt: "Ich finde es nicht gut, was du gerade getan hast." Er oder sie denkt daraufhin: "Ich soll das nicht tun. A will, dass ich anders handele, als ich es selber für richtig halte. A will mir ihren oder seinen Willen aufzwängen. Ich muss mich behaupten gegen seinen oder ihren Willen. Immer, wenn ich etwas will, haben andere etwas dagegen. Das Leben ist ein Kampf." Sie oder er erlebt eine Mischung aus Leiden und Wut.
- Jemand betrachtet das T-Shirt eines Mitmenschens und findet, dass es gut aussieht und ihm oder ihr gut steht. Sie oder er denkt: "So ein schönes T-Shirt habe ich nicht. Und wenn ich genau dasselbe hätte, würde ich nicht so gut darin aussehen, wie sie oder er, denn er oder sie hat einen schönen Körper. Ich habe nicht so einen schönen Körper wie sie oder er. Ich kann tragen, was ich will, ich werde nie so gut aussehen, wie er oder sie. Mein Körper ist häßlich und unansehlich."
- Jemand bemerkt die Kleidung oder Frisur oder den Gang oder sonst ein Merkmal eines Mitmenschens auf der Straße und denkt: "Das sieht nicht schön aus. Das passt nicht richtig zu ihm oder ihr. Ich hingegen habe Kleidung/Frisur/Gang etc., welches gut zu mir passt. Ich sehe damit gut aus. Ich bin schöner als dieser Mitmensch. Andere finden das auch. Ich bin etwas Besonderes." Er oder sie ist stolz auf sich.
- Jemand beobachtet jemanden beim Ausführen einer Tätigkeit. Er oder sie denkt: "Sie oder er kann das gut" und dann "Ich könnte das nicht" und danach "Er oder sie kann das viel besser als ich" und dann "Ich bin nicht so gut wie dieser oder diese Andere" und dann "Ich kann überhaupt nichts richtig gut" bis sie oder er schließlich beim Endgedanken landet: "Ich bin zu Nichts nutze und ein Versager". Sie oder er ist voller Selbstmitleid.
Ein Gedankengang ist eine Verbindung von Einzelvorstellungen. Ein wiederkehrender Gedankengang, der mit einem Glaubenssatz endet, ist eine in uns angelegte Gedankenkette. Sind wir am Ende einer unserer Gedankenketten angelangt, erleben wir das mit dem Glaubenssatz verbundene Gefühlsgemisch und damit eine für uns ##charakteristische Emotion##.
|
 |
|
Abb. 4-2: Gedankenkette aus einzelnen, verbundene Gedanken, einem Glaubenssatz und einer verbundenen Gefühlsausprägung (Beispiel) |
Die in uns angelegten Gedankenketten sind wie Fangarme mit Saugnäpfen in unserem Denken. Schon unbedeutende Erlebnisse erzeugen einen Startgedanken, der dann wiederum über eine Kette zu einer unserer charakteristischen Emotionen führt.
Beispiel 2 Jemand schaltet nach dem Aufstehen das Radio ein und hört den Morgenmoderator. Er oder sie denkt: "Der hat gute Laune" und Beispiel-Gedankenkette 4 nimmt ihren Lauf.
Nach dem Frühstück sitzt sie oder er im Bus. Der Busfahrer steuert das große Fahrzeug durch eine Enge aus geparkten Autos hindurch. Er oder sie denkt: "Der ist mutig und kann gut Bus fahren" und wieder läuft Beispiel-Gedankenkette 4 ab.
Unser Charakter wird nicht nur durch die verschiedenen Verknüpfungen zwischen den einzelnen Bereichen unseres Erlebens bestimmt, sondern auch durch unsere Verknüpfungen innerhalb unseres Denkens.
Die Anzahl der Verknüpfungen in unserem Gehirn wächst im Laufe unseres Lebens an. Ein Kleinkind hat noch wenige Verknüpfungen gegenüber einem Erwachsenen. Die Anzahl und Art unserer gedanklicher Verknüpfungen repräsentiert unsere Intelligenz, unser Verstehen von Zusammenhängen und auch unseren Charakter. Die Gehirnforschung sagt über Alber Einstein, dass er eine sehr große Anzahl von Verknüpfungen in seinem Gehirn hatte ###Synapsen###?
Unsere Gedanken laufen sehr schnell ab, siehe auch ######, und zumeist unbewusst. Gedankenketten, die zu einem unserer Glaubenssätze führen, tauchen zumeist schnell ins Unterbewusstsein ab. Wir registrieren oftmals noch gerade eben den auslösenden Gedanken und finden uns im nächsten Moment in einer uns bekannten Stimmung wieder. Mitunter erleben wir auch diese Stimmung unbewusst.
|
 |
|
Abb. 4-3: Gedankenkette, die ins Unterbewusstsein abtaucht. Die verbundene Gefühlsausprägung (Beispiel) liegt an der Grenze zum Wachbewustsein |
Beispiele 3
- Jemand sieht eine Joggerin oder einen Jogger schnell und athletisch über die Straße laufen. Er oder sie denkt Vorstellungen von 'schön' und 'schnell'. Im nächsten Moment ist sie oder er voller Selbstmitleid.
- Jemand sieht, wie eine Mutter ihr Kind beschimpft und unsanft behandelt. Sie oder er denkt: "Das arme Kind." Im nächsten Moment ist er oder sie voller Zorn und der Überzeugung, dass das Leben voller Kampf und Gewalt ist.
Ein eigener Glaubenssatz beendet unser "logisches" Gedankenverbinden. Am Glaubenssatz halten wir fest.
Frage Wie ist das in unserem Denken: Bleiben wir beim Erreichen eines Glaubenssatzes passiv stehen oder halten wir aktiv an ihm fest!?
Unser Nach-Denken ist das mächtige Instrument unseres Geistes. Sobald wir einen Glaubenssatz in uns erkannt haben, können wir über seinen Wahrheitsgehalt und seine Auswirkungen nachdenken. Wir denken damit weiter als der bisherige Endgedanke und können so die Kette zu einem neuen Ziel führen.
Beispiel 4 Jemand stellt eines Tages fest: "Ich will gar kein Radiomoderator sein! Mein derzeitiger Job passt viel besser zu mir."
Tipp 2 Achten Sie nach einer Zeit, in der Sie sich viel mit Ihrem Denken beschäftigt haben, auch wieder auf Ihre Sinne und Gefühle. Das Denken ist nur ein Teil unseres Erlebens, siehe auch ######.
|
|