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  Teil 1  

  25.05.2002   letztes update 5.01.2003

 

Oftmals wollen wir etwas haben, tun oder sein.

Beispiele 1   

  1. "Ich will mit dir heute ins Kino gehen!"
  2. "Ich will Großwesir sein anstelle des Kalifen!"
  3. Jemand baut sein oder ihr eigenes Geschäft auf. Sie oder er arbeitet stetig und unermüdlich, tätlich und gedanklich an diesem Projekt. Er oder sie räumt auf dem Weg zur Verwirklichung viele Hindernisse aus dem Weg.
  4. Ein Kind ruft lautstark: "Ich will Brei essen!"

Manchmal wollen wir etwas nicht haben, nicht tun oder nicht sein.

Beispiele 2   

  1. "Kommst du heute mit ins Kino?" Die oder der Befragte blickt aus freundlichen Augen zurück und antwortet: "Nein. Ich gehe lieber in die Sauna."
    "Du Langeweiler. Letztes Mal bist du auch schon nicht mitgekommen!!" Er oder sie blickt lächelnd und mitfühlend zurück und sagt: "Vielleicht wird mein Saunagang heute aufregender als dein Film."
  2. Jemand will nicht zulassen, dass ein anderer die eigene Position erlangt.
  3. Jemand hat täglich morgens einen Widerwillen gegen das Aufstehen.
  4. Ein Kind sagt lautstark: "Ich will aber kein Brot essen!"
  5. Jemand hat abends eine Verabredung mit einem Menschen, den sie oder er nicht mag. Die Verabredung ist jedoch fest zugesagt. Sie oder er denkt wiederkehrend: "Ich muss hin", will jedoch nicht.
  6. Jemand will nicht abwaschen.

Manchmal wollen wir weder noch wollen wir nicht.

Beispiele 3   

  1. "Hast du Lust, heute abend mit mir ins Kino zu gehen?" Jemand antwortet: "Ich weiss noch garnicht, was ich heute abend mache."
  2. Eine Mutter fragt ihr Kind: "Willst du lieber Brot oder Brei essen?" Das Kind zeigt wenig Regung und antwortet dann: "Egal."
  3. Jemand wäscht täglich ab ohne dabei einen diesbezüglichen Gedanken- oder Willensausschlag zu erleben. Das Abwaschen ist für ihn oder sie fester Bestandteil des Tagesablaufs.


1.6.1 Mein Wille kann in zwei Richtungen ausschlagen: Für oder Wider.

Unser Wille hat in jedem Moment einen annehmenden oder ablehnenden Ausschlag oder ist ausgeglichen in der Mitte.

Beispiel für einen Willensausschlag: "Ich will eigentlich nicht."

Abb. 1-6:  Meine Wille und mögliche Ausschläge:  -3 = Ich will auf gar keinen Fall!!, -2 = Ich will nicht!, -1 = Eher nicht, 0 = Egal, 1 = Na gut, 2 = Ich will!, 3 = Ich will unbedingt!!


Unser Wille ist wie der Pfeil auf der Skala. Wenn wir etwas wollen, schlägt er nach rechts aus. Wenn wir etwas nicht wollen, schlägt er nach links aus. Je mehr wir etwas wollen, desto weiter schlägt er aus. In der Mitte ist unser Wille ohne Kraft und Ausschlag.

In jeder Richung kann unser Wille fein differenzierte Werte annehmen und damit auch Ausschläge haben zwischen den Werten: sehr stark, stark, schwach, ohne Kraft.

Beispiel 4  Jemand denkt an seine oder ihre Verabredung heute abend, siehe Beispiel 2.5, und ihr oder sein Wille zeigt ein schwaches "Ich will eigentlich nicht". Er oder sie denkt an die gedrückte Atmosphäre in dem Lokal, welches die Verabredung für heute ausgewählt hat und ihr oder sein Wille zeigt stärker: "Ich will nicht!". Sie oder er denkt an die Absichten, die die Verabredung mit dem heutigen Treffen verknüpft und sein oder ihr Wille zeigt sehr stark: "Ich will auf gar keinen Fall!!"



1.6.2 Mein Wille ist eine mir innewohnende Kraft.

Wie unser Gefühl auch, siehe 1.5.4, ist unser Wille ein Kraft in uns, denn er hat Richtung und Stärke.


Wir haben nur einen Willen. Wir können nicht etwas wollen und gleichzeitig dasselbe nicht wollen.
Unser Wille kann jedoch in schneller Abfolge erst das eine wollen und dann etwas anderes nicht wollen.

Beispiel 5  Jemand sagt: "Ich möchte heute nicht ins Kino gehen. Ich gehe lieber in die Sauna."

Die Beispielperson hat beim Aussprechen des ersten Satzes einen Willensausschlag wider das Kino (ca. -1,5), macht dann eine kurze Pause und erlebt im Bereich ihres oder seines Willens beim Aussprechen des zweiten Satzes einen Ausschlag für die Sauna (+1). Es ist kaum möglich, einen Widerwillen gegen den Kinobesuch zu haben und gleichzeitig einen Willensausschlag für die Sauna.



Zum Nachdenken   Ist unser Wille wirklich ein eigenständiger Bereich unserer inneren Welt, siehe 1.2? Oder ist der Widerwille nur eine negative Gefühlsanzeige und der Für-Wille eine positive??


Unser Wille ist ein eigenständiger Bereich unseres Erlebens und kein Gefühlsausschlag.
Wir können einen Widerwillen haben und gleichzeitig eine positive als auch eine negative Stimmung erleben, siehe Beispiel 2.1 und 2.5.
Wir können einen Willen für etwas erleben und gleichzeitig eine positive wie auch eine negative Stimmung. Ein Kind kann freudig rufen "Ja, ich will Brei!", wenn es sieht, dass es Brei gibt oder auch schlecht gelaunt "Ich will aber Brei!!", wenn es sieht, dass es etwas anderes gibt.



Ja! So ist es.
Nein! Ich denke und fühle anders.
Ich will mich nicht entscheiden. Es gibt Für und Wider diese Aussagen.
Diese Aussagen haben für mich keine Bedeutung.
Ich will zu diesen Aussagen keine Stellung beziehen.

Anmerkungen:


      
 

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