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Unsere Mitmenschen haben einen großen Anteil an unserem Erleben. Gemeinsam mit Freunden, dem Lebenspartner, den Eltern, Kindern, Arbeitskollegen, einer Affäre, Sportfreunden, unseren Vorgesetzten und Lehrern erleben wir intensive Momente, siehe auch Abschnitt 1.31.


Wir denken, fühlen und wollen und auch unsere Mitmenschen und die uns umgebenden Lebewesen tun dieses.

?  Erleben Sie das Denken, Fühlen und Wollen eines nahen Mitmenschen?


Wenn ja:

?  Wie nehmen Sie dieses wahr?


Beispiele   

1  Ein Mitmensch gibt alles daran, gutgelaunt und optimistisch zu wirken. Dennoch bemerken wir seine oder ihre Traurigkeit.

2  Jemand kehrt von der Beerdigung der verstorbenen Tante zurück. Sie oder er sagt in Worten mehrfach, wie schlimm der Tod der Tante für ihn ist, wie traurig er darüber ist und lässt Kopf und Schultern hängen. Er wirkt jedoch nicht traurig auf uns. Später erfahren wir, dass er eine große Summe Geld geerbt hat.

3  Wir gehen mit einem Anliegen zur Chefin. Noch beim sprechen und noch bevor sie eine Reaktion gezeigt hat, bemerken wir, dass sie gegen unser Vorhaben ist.

4  In einer Präsentation stellt ein Vertreter eines Dienstleisters die Erfahrungen und Erfolge seines Unternehmens in überzeugender und geschulter Art und Weise dar. Dennoch wirkt er auf uns unsicher.

5  Jemand kommt von der Arbeit nach Hause. Schon beim Eintreten in die Wohnung nimmt sie oder er die Stimmung wahr, die "in der Luft liegt", noch ehe der Lebenspartner ein Wort gesagt oder sich umgedreht hat.


Wir erleben unsere Mitmenschen nicht nur als Bilder, Geräusche, Stimmen, Gerüche, Geschmäcke und Tasteindrücke. Wenn wir einem Menschen gegenüber stehen, ihr oder ihm nahe sind, wenn wir in seine oder ihre Augen blicken, erleben wir mehr.


Beispiele 2   

1  Ein Junge auf der Straße spricht uns an. Er erzählt, was ihm widerfahren ist und bittet um etwas Geld um telefonieren zu können. Wir spüren, dass er die Wahrheit sagt.

2  Unsere Verhandlungen mit dem Autoverkäufer sind fast abgeschlossen. Es ist genau der Wagen, den wir haben möchten, er erfüllt alle unsere Kriterien und die Verkaufsgründe und Geschichte des Wagens klingen aus dem Mund des Verkäufers plausibel. Dennoch zögern wir. Wir spüren, dass etwas nicht in Ordnung ist.

3  Wir schlendern über einen Bücher-Flohmarkt. An einem Stand bleiben wir stehen und blättern in einem Buch. Ohne aufzuschauen spüren wir die wohlige Präsenz eines Menschen. Wir blicken auf und schauen in die Augen des Verkäufers, der lautlos vor uns steht. Wir spüren Ruhe, Wärme und Kraft, die von ihm ausgeht und empfinden tiefe Zuneigung.

4  Wir sitzen in einem Café und spüren, dass uns jemand beobachtet. Intuitiv drehen wir uns um und schauen direkt in die Augen eines entfernt sitzenden Cafébesuchers. Er oder sie scheint uns schon eine Weile lang anzuschauen.

5  Jemand fährt mit dem Fahrrad eine verschneite Straße entlang. Sie oder er erblickt auf dem Bürgersteig eine junge Frau auf Krücken. Im Bruchteil einer Sekunde erdenkt er die Umstände, wie es zu ihrer Verletzung kam, ihre Lebensumstände und belächelt innerlich den Menschen auf Krücken.
Die Frau schaut auf und es kommt kurz zum Blickkontakt. Sie spürt seine Haltung und zieht die Augenbrauen zusammen.

6  Eine Bekannte erzählt uns von ihren Plänen. Wir haben nicht den Eindruck, dass sie krampfhaft daran festhält. Dennoch spüren wir die Kraft, die von ihr und ihren Ideen ausgeht. Obwohl noch nichts erstellt ist, klingt ihr Vorhaben stabil, unumstößlich und erfolgreich.


Wir spüren und nehmen dabei mehr von unserer Umwelt und Mitmenschen wahr als allein über unsere Elementarsinne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten.

Wir sagen: "Ich spüre deine Traurigkeit, Wut, Freude" oder "Ich spüre keine Traurigkeit in ihm", siehe Beispiele, Nr. 1 und 2. Wir sagen: "Ich spüre ihren Widerwillen, seine Unsicherheit", siehe Beispiele, Nr. 3 und 4. Wir spüren die Stimmung, die "in der Luft liegt", siehe Beispiele, Nr. 5. Diese geht zumeist von unseren Mitmenschen aus.


1.8.1   Ich spüre die Gefühle und Willensauschläge meiner Mitmenschen.


Wir spüren den Gefühlsauschlag eines Mitmenschen, wenn wir mit unserer Aufmerksamkeit "bei ihm ..." oder "ihr sind" und selber in diesem Moment wach und klar. Wir spüren ihre oder seine Willensausschläge und damit auch die Haltung, die uns ein naher Mitmensch entgegen bringt.


Beispiel 3  Jemand sagt zu uns: "Ich bin stolz auf dich."


Worte alleine sind "Schall und Rauch". Wenn wir seinen oder ihren Stolz und damit auch Zuwendung spüren, berühren uns diese Worte. Sonst nicht.

Auf mancher Beileidskarte steht bereits abgedruckt: "Aufrichtige Anteilnahme", denn viele sprechen Beileidsbekundungen aus sozialer Verpflichtung heraus aus. Wahre Anteilnahme spüren wir. Sie ist weder aus der Wahl der Worte noch aus sonstigen äußeren Zeichen ablesbar. Wenn wir z. B. jemandem Ehre erweisen, ist auch die Wahrhaftigkeit dieses Ausdrucks nicht an Worten oder Äußerlichkeiten abzulesen.


Beispiel 4  "Ich spürte, dass sie lächelte, obwohl ich es nicht sehen konnte." [Dan Millman: Die Rückkehr des friedvollen Kriegers, Ansata Verlag, 1991, Seite 119]


Wir sagen, dass wir jemandem "ins Gesicht sehen" und deuten darauf hin, dass wir auch hinter die Mimik schauen können. Die Liebe eines Mitmenschen, z. B., können wir weder sehen, hören, riechen, schmecken noch am Gang, der Haltung oder im Tun erkennen. Wir spüren jedoch, wenn uns jemand Liebe entgegenbringt, siehe auch Abschnitt 1.30.


Das Spüren ist, wie unsere Elementarsinne auch, bei jedem von uns unterschiedlich gut ausgebildet (1.3.2). Sensitive Menschen haben eine deutliche Wahrnehmung in diesem Bereich, spüren feine Gefühlsregungen und Stimmungen und dieses sogar in räumlicher Entfernung. Viele haben ein "gutes Gespür" für ihre Mitmenschen. Manch ein anderer oder eine andere bemerkt die Traurigkeit eines Mitmenschen nicht, obwohl dieser oder diese kurz vor dem Ausbruch der Tränen steht.


Das Spüren ist unser sechster Sinn. Nur wenige sind sich Ihres Spürens bewusst.


Tipp  Denken Sie nicht darüber nach, ob diese Aussagen wahr oder falsch sind.
Erleben Sie!


Tipp 2  Gehen sie wach und unvoreingenommen auf ihre Mitmenschen zu. Wie geht es ihm oder ihr?




Es gibt Für und Wider diese Aussage.
Ich will zu dieser Aussage keine Stellung beziehen.
Nein, ich denke und fühle anders.
Ja, so ist es.
Diese Aussage hat für mich keine Bedeutung.

Eigenes Erleben



Anmerkung


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